Förderkreis Böhmisches Dorf
Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts war das Böhmische Dorf erheblichen Gefährdungen seiner sozialen und baulichen Substanz ausgesetzt. Um eine „bessere Nutzung“ zu erreichen, drängten Bauträger ins Dorf und versuchten, sogar die bebauten Flächen mit Bauplänen zu überziehen. Der Senat plante die Errichtung eines überbezirklichen Oberstufenzentrums, die auch den Abriss historischer Bausubstanz eingeschlossen hätte. Dies führte 1984 zur Gründung des Förderkreises Böhmisches Dorf in Berlin-Neukölln e. V., der sich zusammen mit den Bewohnern des Böhmischen Dorfes vehement diesen Neuordnungsplänen erfolgreich widersetzte. Der gemeinnützige Verein hatte sich in seiner Satzung vorgenommen, das Böhmische Dorf als Kulturdenkmal von europäischem Rang zu erhalten und zu bewahren. Auch die Erforschung des religionsgeschichtlichen Erbes der Böhmischen Brüder sowie die Förderung der Versöhnung und Freundschaft zwischen tschechischen und deutschen Menschen wurden als Ziele formuliert. Der Förderkreis entwickelte sich sehr schnell zu einem wesentlichen Element der Neuköllner Kommunalpolitik und agierte bald auch in ganz Berlin. Aus seinem Umfeld heraus entstanden Städtepartnerschaften zwischen Berlin-Neukölln und Ústí nad Orlicí und Prag-Smichow sowie zwischen Berlin und Prag. Das gesamte Böhmische Dorf steht heute unter Denkmalschutz. Auf der früher für das Oberstufenzentrum vorgesehenen Fläche konnte 1995 der Comenius-Garten errichtet werden, dessen Träger seitdem der Förderkreis Böhmisches Dorf ist. Das Böhmische Dorf hat mit diesem Garten, der inzwischen Besucher aus der ganzen Welt anzieht und fasziniert, einen entscheidenden Überlebensimpuls bekommen.